
five G
eine Dramaturgie des Zufalls
Five G thematisiert das Fließen von musikalischen Informationen. Es gibt kein Zentrum,
das musikalische Geschehen verteilt sich auf den ganzen Konzertsaal: ein Spiel mit der Zeit und der damit verbundenen
Latenz. Ausgehend von knappen Spielanweisungen ist die Komposition so organisiert, dass sich trotz des offenen Geschehens
ein Aufeinandertreffen von erkennbaren musikalischen Strukturen ergibt. Die Partitur beschreibt ein Netzwerk von Wechselwirkungen,
wo Musik verschiedener Epochen, Stile und Kultur simultan aufeinandertrifft.
16 eigenständige Module werden bei jeder Aufführung im Konzert zum ersten mal zusammengeführt. Diese Module thematisieren das
Phänomen Zeit auf unterschiedliche Weise. So spielen in Modul 3 (Air) auf der Empore zwei sich gegenüberstehenden Bläsergruppen
eine um das Achtfache
ein musikalisches Projekt
zu ZEIT und RAUM
Komposition
Musikalische Leitung
PETER KLEINDIENST

verlängerte Air von Bach, während unten im Saal zwei Musiker frei improvisieren. Eine sich drehende Sanduhr, die mit einem Beamer auf eine Leinwand projiziert wird, koordiniert das Geschehen.
Auf der Leinwand erscheinen im Verlauf des Konzerts ein Metronom, eine Eiswürfel, ein springender Ball sowie die Farben Blau und Rot.
Im letzten Modul wird das Ensemble über das IN EAR MONITOR WIRELESS SYSTEM organisiert. Die Musiker bekommen über Kopfhörer zeitgleich Backing-Tracks zugespielt, zu denen sie spielen. Das,
was also am Ende am vertrautesten klingt, bezieht seine musikalischen Parameter aus dem virtuellen Raum über technische Medien.
Das Notenmaterial der Musiker reduziert sich auf zwei Seiten, wobei neben musikalischen Spielanweisungen auch die jeweiligen Positionen
der Musiker im Konzertsaal bestimmt werden. Die Herausforderung von Five G Five G liegt darin, die richtige
Mischung der Module vorauszuplanen, um das Ineinanderfließen der Klänge durch Verzögerung bzw. Beschleunigung zu beeinflussen.
Für die Aufführung von Five G ist der Konzertsaal von elementarer Bedeutung. Gibt es eine Bühne, eine oder mehrere Emporen, wie groß ist der Saal,
welche Form hat er? Gibt es mehrere Zugänge? Ist die Bestuhlung fixiert und falls nicht, wie kann bestuhlt werden? Die Beschaffenheit des Raumes entscheidet, in welcher Besetzung
Five G auftreten wird und welche Module dann gespielt werden.
Die für Five G ausgewählten Musiker kommen aus dem Jazz, haben aber auch Erfahrung mit freier Improvisation und Neuer Musik. Die Musiker proben im Vorfeld einer
Aufführung einzelne Module in den entsprechenden Besetzungen. Erst in der Generalprobe trifft sich das ganze Ensemble und probt am Aufführungsort die Koordination der flexiblen Positionen der Musiker.
Das Publikum im Konzertsaal wird um zahlreiche kleine Bühnen gruppiert. Es gibt in Five G keine „erste Reihe“, der Zuhörer ist manchmal mittendrin und manchmal am Rand des Geschehens.
Wenn zukünftig das technische Problem der Latenz im virtuellen Raum digital gelöst sein wird, wird es unsere Beziehung zum realen Raum verändern. Mit Five G möchte ich
auf das Potenzial eines Nebeneinanderher verweisen, das sich mischt, trennt und gleichzeitig verschiedene Richtungen zulässt.
Raum wird als Landschaft von Klängen erlebt, deren Vielfalt wir intuitiv erfassen, in Beziehung setzen und wieder auflösen.
Es entsteht ein changierendes Gebilde mit ineinanderfließenden Grenzen, sich ausdehnend und zusammenziehend – das Erleben von Nähe und
Distanz als musikalisch-räumliche Erfahrung.

Technik
Das IN EAR MONITOR WIRELESS SYSTEM besteht aus einem Sender und mehreren Empfängern. Die Empfänger tragen die Musiker am Körper und sie sind mit Kopfhörer verbunden. Über den Sender besteht die Möglichkeit den Musikern Backing Tracks zuzuspielen, die sie zeitgleich empfangen. Das vorhandene System ermöglicht das Senden von drei Backing Tracks (BTr1,2,3) an 12 Musiker. Dabei empfangen die Bläser BTr1, die Bassiten BTr2 und die beiden Schlagzeuger BTr3. Das System macht es möglich, das Problem der Latenz zu umgehen und gleichzeitig über große Distanzen zu spielen.
Besetzung Uraufführung

Altsaxophon 1
(+Barition)
MATTHIAS STICH
Altsaxophon 2
DOROTHEA RUF


Tenorsaxophon 1
(+sopran, bcl)
MIKE SCHWEIZER
Tenorsaxophon 2 (bcl)
NICO HUTTER


Trompete 1
BASTIAN STEIN
Trompete 2
STEFAN NOMMENSEN


Posaune 1
ADRIAN MEARS
Posaune 2
ULI BINETSCH


Kontrabass 1
FLORIAN DÖLING
Kontrabass 2
SNEJANA PRODANOVA


Vibraphon/
Schlagzeug 1
MICHAEL KIEDAISCH
Schlagzeug 2
MICHAEL HEIDEPRIEM


Gitarre/
Komposition
PETER KLEINDIENST
Gesang
NEELE PFLEIDERER


Sound und Technik
DANIEL LONZANO SUAREZ
Konzertaufzeichnung Uraufführung
PAULUSSAAL
Freitag 11. November 2022, 20:00 Uhr
Samstag 12. November 2022, 20:00 Uhr
Dreisamstraße 3
79098 Freiburg
Kartenreservierung
Booking: peter.kleindienst@gmx.de 28 €
Schüler*innen (ab 14), Studierende 18 €
Presse

Förderung
Das Projekt five G wird gefördert im Impulsprogramm „Kultur nach Corona“ des Ministeriums für Wissenschaft,
Forschung und Kunst Baden-Württemberg.
Vielen Dank an:
Kulturamt der Stadt Freiburg
Ministerium für Wissenschaft,
Forschung und Kunst, Stuttgart
Jazz-am-Schönberg e.V.
Galerie Linda Treiber


